In meinen mehr als 12 Monaten in Australien habe ich es noch nie in die Hauptstadt Australiens geschafft. Zum Teil lag es daran, dass ich mir zuerst andere Orte anschauen wollte, zum Teil auch daran, dass Canberra von jedem den ich fragte, außer denen die aus Canberra kommen, als ruhig bis langweilig beschrieben wurde. Um das selbst nachzuprüfen, hatte ich mir mit einem Freund am zweiten Adventwochenende ein Auto gemietet und wir haben uns auf die 290 km lange Strecke nach Canberra gemacht. Ein Auto zu haben, hat sich als sehr vorteilhaft herausgestellt, da man in Canberra nicht gern auf Taxis bzw. Busse angewiesen sein möchte. Die kommen da mindestens so selten, wie im unten beschriebenen Cairns. Auch hatten die Stimmen recht, dass es recht ruhig in Canberra ist, dennoch gibt es einiges zu sehen und zu erfahren. Am Samstag angekommen, nahmen wir direkt an einer Führung durch das australische Parlamentsgebäude teil. Da sich die Australier nach der Unabhängigkeit im Jahre 1901 nicht zwischen Melbourne und Sydney als Hauptstadt entscheiden konnten, bauten sie eine künstliche Stadt inmitten der beiden Metropolen, Canberra. Canberra ist demnach auch so gebaut, dass alles auf das Parlamentsgebäude ausgerichtet ist, welche selbst auf einer Anhöhe am südlichen Ende des Sees steht.

Darin befinden sich die Plenarräume des Repräsentantenhauses (ähnlich dem deutschen Bundestag) und des Senats (ähnlich dem deutschen Bundesrat) zusammen. Beide Organe haben die legislative Gewalt, wobei es jeoch meist so ist, dass das Repräsentantenhaus Gesetzentwürfe einbringt und der Senat und das Repräsentantenhaus sie dann solange bearbeiten, bis beide Organe der Verabschiedung zustimmen. Das Repräsentantenhaus besteht aus 150 Abgeordneten - einer pro Wahlkreis, welche ungefähr die gleiche Anzahl Bürger haben, der Senat aus 76 - 12 für jeden State (NSW, Victoria, Queensland, Southern Australia, Western Australia, Tasmania) und 2 für die beiden Territories (Northern Territy und Australian Capital Territory). Die Mitglieder des Repräsentantenhauses werden gemäß des
Rangfolgewahlprinzipes gewählt. Das heißt auf dem Wahlzettel muss jeder allen Kandidaten nach seiner Präferenz ordnen. Beim Auszählen wird dann er mit den wenigsten Rang 1 Stimmen gestrichen und die Stimmen dieses Kandidaten auf die anderen Kandidaten verteilt und dann die Stimmen des 2. Ranges ausgezählt. Wenn ein Kandidat mehr als die Hälfte der Stimmen hat, hat er direkt gewonnen, da er in den weiteren Wahlgängen nicht überholt werden kann. Wählen ist übrigens Pflicht in Australien. Für unentschuldigtes Nichtwählen wird eine
Strafe von 20 AUD fällig.

Da wie gesagt das Parlamentsgebäude das zentrale Gebäube in Canberra ist, hat man vom Dach aus auch einen sehr guten Ausblick über die Stadt. Am Abend suchten wir eine lange Zeit nach einem Restaurant. Da kaum jemand auf der Straße war, war es jedoch nicht leicht einen Ort ausfindig zumachen, an dem Restaurants gehäuft auftreten. Schließlich hatten wir es uns doch in einem Thai-Restaurant schmecken lassen. Am Sonntag planten wir 2 Stunden in das Kriegsdenkal und -museum zu gehen, woraus gleich 3.5 Stunden wurden, da die Sammlung an Kriegsartefakten und Nachbildungen und darin so erstaunlich groß ist, wie es in einem europäischen Museum schwer zu finden ist.

Australien, auch wenn es zurzeit des ersten Weltkrieges kaum 15 Jahre als unabhängiger Staat existierte, nahm an beiden Weltkriegen, sowie dem Vietnamkrieg und einigen Friedensmissionen teil. Im ersten Weltkrieg auf der Seite der Briten kämfend und das Ausmaß des Krieges und die Stärke der Gegner unterschätzend, erlitten die Australier erhebliche Verluste. Nach den schlechten Erfahrugen des ersten Weltkrieges haben sie die Situation zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sicherlich nicht unterschätzt. Jedoch schreckten viele Männer, die die Rückkehrer von 1918 gesehen hatten, davor zurück sich für die Armee zumelden. Im ersten Weltkrieg kämpfte jeder Soldat freiwillig im Krieg für Australien. Daher durften Desateure nicht erschossen werden. Den Verlusten des ersten Weltkrieges nicht genug, wurde Australien am 19 Feb 1942 auch selbst zum Kriegsschauplatz und dies geschah zu einer Zeit zu der die meisten australischen Soldaten auf Schiffen auf dem Weg nach Europa waren. Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour nahmen sie Kurs auf die Nordküste Australiens, da die USA und Australien hier ihre strategischen Pazifikstützpunkte hatten. Dieser Angriff wird als "Pearl Harbour Australiens" bezeichnet, da die Japaner so die Gefahr aus dem Südpazifik auszuschalteten. Somit weitete sich der Krieg nach Australien selbst aus. Weiterhin griffen am 31 Mai 1942 3 japanische U-Boote den schweren Kreuzer USS Chicago im Hafen Sydneys an, konnten dabei jedoch nur die HMAS Kuttabul, eine umgebaute Fähre sinken.
Auch sehr beeindrucken ist die Sammlung von original Uniformen, einer Erste Hilfe Ausrüstung, Waffen jeglicher Art und verschiedener Länder, von deutschen Maschinengewehren, über japanische U-Boote, deutsche und englische Flugzeuge.

Insgesamt haben sich die 3 1/2 Stunden im Museum sehr gelohnt. Am Nachmittag traten wir auch direkt den Rückweg an. Etwas in Richtung Sydney hielten wir in einer Winzerei zum Mittagessen mit Wein an. Danach ging es an der Küste entlang über Wollongong zurück nach Sydney.
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